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Kraniche.info
Kranichzucht
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Glück, aber nicht Glücksache
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Die Vermehrung
von Kranichen in Menschenobhut:
Die Vermehrung von Kranichen in Menschenobhut oder sonst kontrollierten
Bedingungen ist ein toller Erfolg für jeden Vogelpfleger,
aber nicht mal sehr schwierig, wenn die Bedingungen stimmen. Das
allerdings ist in den meisten Kranichgehegen nicht der Fall.
Was sind
die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zucht von Kranichen?
Man braucht
ein harmonierendes und gesundes Paar, ein gutes Gehege,
eine gute Beobachtungsgabe (Lernen Sie "Kranisch"!)
und Geduld. Glück? Naja - vielleicht auch das.
Partnerwahl
- Zusammenstellung eines Paares:
Alle Kraniche leben in einer festen Einehe, was allerdings auch
bedeutet, dass sie recht wählerisch sein können bei
der Partnerwahl.
In freier
Wildbahn erfolgt die Partnerwahl in der Regel wenn sich die Tiere
ausserhalb der Brutzeit zu grösseren Gruppen zusammenfinden.
Es ist ein Heiratsmarkt, auf dem sich einzelne Kraniche finden
oder sich weitgehend stressfrei ausweichen können.
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Hier liegt
das erste Problem, wenn zu wenig Platz vorhanden ist (und das
ist in Gehegen eigentlich immer der Fall): In Ermangelung von
ausreichend vielen Tieren auf genügend grosser Fläche
werden die Tiere in Menschenobhut mehr oder weniger willkürlich
zusammengesetzt.
Da gibt es
dann drei Möglichkeiten: Die beiden Tiere fetzen sich,
sie dulden sich oder sie werden ein Paar.
Die Duldung ist wohl am häufigsten, aber eigentlich die schlechteste
Lösung: Sie wird häufig mit der Paarbildung verwechselt
und dann verplempert der Züchter manchmal mehrere Jahre,
in denen sich kein Bruterfolg einstellt, obwohl er glaubt, ein
harmonisierendes Paar zu haben.
Aber genau wie bei uns Menschen kann aus so einer gegenseitigen
Duldung auch eine Familie werden und manchmal entsteht daraus
auch wirkliche Liebe. Bei den Kranichen heisst das, dass sie nicht
selten nach vielen Jahren - ich hab mich so an dich gewöhnt
- dann doch zur Brut schreiten.
Vor allem
gegen andere Kranichpaare sind Kraniche während der Brutzeit
sehr unverträglich. Da die Bestandsdichte bei den
meisten Arten im Freiland sehr gering ist, gibt es dort aber keine
sehr grossen Probleme: Der unterlegene Vogel bzw. das unterlegene
Paar zieht sich zurück.
In Menschenobhut
sieht das allerdings anders aus: Brutpaare dürfen nicht nebeneinander
untergebracht werden.
Wenn es denn
wirklich nicht anders geht (haben Sie nicht vielleicht einfach
zu viele Vögel?), sollte zumindest ein guter Sichtschutz
angebracht werden. Wenn die Kraniche sich sehen oder gar am Zaun
direkt bekämpfen können, ist der Stress so gross, dass
aus einer naturgemässen Brut sowieso nichts wird.
Das nächste
Problem ist die Verpaarung:
Bei allen Kranichen ist die Unterscheidung der Geschlechter
schwierig; der Kenner kann es z.T an der Grösse, aber auch
am Verhalten erkennen. Vor allem im direkten Vergleich sind ausgewachsene
Männchen i.d.R. doch klar grösser, aber natürlich
gibt es manchmal auch sehr grosse Weibchen und sehr kleine Männchen.
In Menschenobhut wird deshalb meistens eine DNA-Analyse
durchgeführt, die die komplizierte und stressige Endoskopie
fast völlig abgelöst hat und die sehr (aber nicht 100%ig)
zuverlässig ist.
Eine Frau
und ein Mann - das ergibt aber noch lange kein Paar. Und bei Kranichen
schon gar nicht. In freier Wildbahn leben die Tiere in grossen
Gruppen zusammen; die Auswahl ist gross und ebenso die Möglichkeit,
sich auszuweichen. In Menschenobhut harmonieren sie oft gar nicht.
Die sichere Geschlechtsbestimmung ist also eine wichtige Voraussetzung
für eine erfolgreiche Vermehrung, aber keineswegs ein Freifahrtsschein
für den Bruterfolg.
Wenn sich
schliesslich ein Paar zusammengefunden hat, zeigt es eine auffällige
Harmonie. Oft gehen die Vögel dann Seite an Seite
in weitgend synchronen Bewegungen auf die Nahrungssuche. Auch
der Ruf wird dann gerne als Duett vorgetragen; selbst wenn
die Partner sich mal ein paar zehn Meter voneinander entfernt
haben, fällt der Partner sofort ein, wenn einer der Vögel
seinen lauten Ruf vorträgt, so dass eine Art Doppelruf entsteht.
Eigentlich ist es sogar ein Dreifachruf, denn das Weibchen antwortet
auf den Ruf des Männchens mit einem schnellen, in der Tonlage
etwas höherem Doppelruf. Nicht immer natürlich, sondern
nur in den Situationen, in denen die Partner ihre Harmonie zeigen
und die Partnerschaft stärken wollen.
Wir kommen an anderer Stelle noch einmal auf dieses interessante
Verhalten zurück.
Wir haben
oben geschrieben, dass ein harmonisierendes und gesundes Paar
vorhanden sein muss, um Kraniche wirklich erfolgreich nachzüchten
zu können. Über die Harmonie haben wir jetzt schon berichtet,
aber was ist mit der Gesundheit?
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Die Vögel
müssen physisch gesund sein - das ist seltener der Fall,
als man denken sollte.
Und sie müssen psychisch gesund sein - diese Bedingung
wird vielleicht noch seltener erfüllt. Wir wollen uns beide
Forderungen näher ansehen:
Physisch
gesunde Tiere - damit meinen wir hier speziell die leider
selten vorhandene Flugfähigkeit: Die meisten Kraniche
werden in offenen Gehegen gehalten und damit sie nicht unkontrolliert
wegfliegen, werden sie beschnitten. Es sind auch noch viele Alttiere
vorhanden, die sogar amputierte Handschwingen haben (also eben
nicht haben . . . ), um die Flugfähigkeit einzuschränken.
Die Amputation und damit dauernde Flugunfähigkeit ist mittlerweile
aus Tierschutzgründen verboten.
Aber auch,
wenn die Vögel nur beschnittene oder geklammerte Handschwingen
haben, gibt es einige Probleme für das Männchen, sich
für die Kopulation auf dem Weibchen zu halten. Manchmal klappt
es, meistens aber nicht. Das nebenstehende Foto einer Mandschurenkranich-Kopulation
vermittelt vielleicht eine Vorstellung davon, wie schwierig es
für einen nicht flugfähigen Kranichmann sein muss, die
Begattung erfolgreich zu vollziehen.
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Abhilfe schafft
dann oft die künstliche Befruchtung - meistens aber
erst, nachdem die Vögel viel zuviel Zeit mit erfolglosen
Brutversuchen verbracht haben. Besser sind also flugfähige
Vögel, die in übernetzten Gehegen gehalten werden -
wir schreiben an anderer Stelle noch darüber, weshalb das
sowieso ein grosser Vorteil sein kann bei der Kranichhaltung.
Das nächste
Problem ist die psychische Gsundheit der Tiere, ihre Verhaltenssicherheit.
Mit dieser wichtigen Frage werden wir uns zu einem späteren
Zeitpunkt beschäftigen. Aber schon vorweg: Es geht um die
schlimmen Verhaltensstörungen, die i.d.R. bei Kranichen auftreten,
die von Hand aufgezogen wurden und die oft verhindern, dass diese
Tiere ihrerseits wieder erfolgreich Junge erbrüten und aufziehen
können.
Sehr weitgehende
Erfahrungen zu diesem Thema hat man in Amerika gemacht, wo die
Rettung des Schreikranichs nur
unter grössten Anstrengungen und vielen Rückschlägen
gelungen ist.
Wie sieht
ein gutes Gehege für die Haltung und Zucht von Kranichen
aus?
Über diese Frage kann man durchaus streiten und der Verfasser
weiss, dass er mit seiner Meinung ziemlich alleine steht: Ökonomischer
Druck lässt wirklich gute Gehege selten zu.
Die sog. Mindestanforderungen,
an die sich die Behörden i.d.R. halten (sollen), wenn es
in Deutschland um die Genehmigung einer Kranichhaltung geht, sind
wirklich Mindestanforderungen, die nach Meinung des Verfassers
eine artgerechte Haltung der grossen Vögel nicht gewährleisten.
Aber sie sind ein Fortschritt gegenüber den Zeiten, als man
Kraniche in Hühnerhof-ähnlichen Käfigen gehalten
hat. Wenn die Vögel dann tot waren, holte man eben neue .
. .
Kranichgehege
können kaum zu gross sein. Mehrere Tausend Quadratmeter grosse
Gehege wie im Vogelpark Marlow in Mecklenburg-Vorpommern sind
hervorragend und ermöglichen den grossen Vögeln ein
weitgehend artgerechtes Leben.
Kraniche sind wunderbare Flieger, scheinen aber nicht zu leiden,
wenn sie nicht fliegen können.
Der Nachteil
von derart grossen Gehegen besteht darin, dass sie kaum zu übernetzen
sind. Die Schwingen der Vögel werden deshalb beschnitten
oder geklammert, damit sie nicht unkontrolliert wegfliegen. (Diese
Gefahr besteht bei kleinen Gehegen mit hohen Zäunen weniger,
weil Kraniche ein paar Schritte Anlauf nehmen müssen, um
aufzufliegen.)
Der Verfasser
hat selbst wunderbare Erfahrungen gemacht mit folgender Lösung:
Die Tiere lebten in grossen Freigehegen mit möglichst hohen
Zäunen (auch wegen der Füchse sinnvoll), denn auch flugunfähige
Kraniche können einen niedrigen Zaun versehentlich überspringen.
Die Weibchen wurden beschnitten - bei der Kopulation müssen
sie nur fest stehen und das Gleichgewicht halten. Dabei spielen
die Flügel durchaus eine Rolle, aber es geht auch mit beschnittenen
Handschwingen.
Die Männchen aber sind bei dieser Art der Haltung voll flugfähig!
Wenn die Tiere gut verpaart sind (und das ist ja eine der zwingenden
Voraussetzungen für eine erfolgreiche, naturgemässe
Kranichzucht), dann verlässt das Männchen das Gehege
nicht.
Beim Verfasser
ist z.B. der voll flugfähige Sarus-Mann nur zwei oder drei
Male aus dem Gehege entwichen und das Problem bestand nur darin,
ihn wieder reinzukriegen, denn er lief dann verzweifelt aussen
am Zaun entlang, um wieder zu dem Weibchen zu gelangen, weil er
natürlich nicht verstehen konnte, dass er einfach in das
Gehege hätte zurückfliegen können. Das Problem
wurde duch eine Not-Tür im Zaun schnell gelöst.
Der Verfasser
hält diese Art der Kranichhaltung - gut harmonierendes Paar,
bei dem das Männchen flugfähig und das Weibchen beschnitten
ist - nach wie vor für den Königsweg, für die beste
Lösung.
Aber es gibt
bei einigen erfolgreichen Kranichzüchtern z.B. in den Niederlanden
auch ganz andere Erfahrungen:
Ziemlich
kleine Gehege, künstliche Befruchtung und die Eier, die die
Kranichweibchen dann ab und zu "verlieren", werden künstlich
erbrütet.
Naja - wenn es um "Masse" geht, dann mag das eine "Lösung"
sein, aber eine artgerechte Aufzucht gesunder Kraniche sieht anders
aus.
Bei allen
Kranichen ist die Unterscheidung der Geschlechter schwierig;
der Kenner kann es z.T an der Grösse, aber auch am Verhalten
erkennen. Vor allem im direkten Vergleich sind ausgewachsene Männchen
i.d.R. doch klar grösser, aber natürlich gibt es manchmal
auch sehr grosse Weibchen und sehr kleine Männchen. In Menschenobhut
wird deshalb meistens eine DNA-Analyse durchgeführt,
die die komplizierte und stressige Endoskopie völlig abgelöst
hat.
Wie wird
aus einer Frau und einem Mann ein Paar?
In freier
Wildbahn finden sich die Paare, wenn sie sich in Herbst und im
Frühjahr zu grösseren Gruppen zusammenschliessen. Schon
auf den Sammelplätzen im Herbst gibt es "Verlobungen";
der abschliessende "Heiratsmarkt" im Frühjahr schliesst
die Paarfindung dann mit einer "Reise in die Flitterwochen"
und der anschliessenden Brut ab.
In Menschenobhut
ist das nur selten möglich; die Paare werden oft sehr willkürlich
zusammengestellt, was die Paarung erschwert und den Bruterfolg
in Frage stellt. Wir wollen deshalb hier auf die Frage der Paarfindung
in Menschenobhut etwas ausführlicher eingehen:
Der Verfasser
hat durchaus schon erlebt, dass sich zwei völlig fremde Kraniche
gesehen haben und nicht mehr voneinander wichen.
Solche "Liebe
auf den ersten Blick" ist sehr selten. Normalerweise sind
die grossen Vögel nämlich ausgesprochen wählerisch.
Das ist leicht nachvollziehbar: Junge Kraniche kommen, wenn sie
erst mal fliegen können, mit zahlreichen Artgenossen beiderlei
Geschlechts zusammen. Es gibt also jede Menge Möglichkeiten,
den Partner oder die Partnerin für eine i.d.R. lebenslange
Kranich-Ehe zu finden.
Es gibt aus
der Sicht der Evolution also nicht den geringsten Grund, sich
zu beeilen, wie es vor allem bei zahlreichen Urwaldvögeln
der Fall ist, die Probleme haben, sich überhaupt zu finden
und die deshalb ziemlich schnell zur Sache kommen, wenn es um
Fortpflanzung geht.
Kranich-Eltern sind vor allem als Team stark und leben mehr nach
dem Motto: Drum prüfe, wer sich ewig bindet . . .
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Was in freier
Wildbahn wunderbar klappt, ist bei der Haltung in Menschenobhut
meistens ein Problem: Wer hat schon die Möglichkeit, Kraniche
in so grossen Gruppen zu halten, dass es zu einer echten Partner-Wahl
kommt. Meistens werden einfach ein Männchen und ein Weibchen
zusammengestellt und der Halter wundert sich, wenn da nichts bei
rauskommt.
Bitte, liebe
Kranichhalter: Geben Sie sich grösste Mühe, wenn Sie
ein Paar zusammenstellen wollen. Es ist im Interesse von Ihnen
selbst (denn sonst gibt's keinen Nachwuchs) und im Interesse einer
artgerechten Kranichhaltung.
Folgende Regeln
sollte man zumindest beherzigen:
Bringen Sie die Vögel einige Zeit in benachbarten Gehegen
unter, damit sie sich durch den Zaun kennenlernen können.
Im Idealfall werden dabei beide Tiere zur selben Zeit in ihr jeweiliges
Teil-Gehege gelassen.
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Beobachten
Sie die Heiratskandidaten in der Zeit sehr genau. Ein guter Kranichhalter
ist selbstverständlich auch ein guter Kranich-Kenner und
wird bemerken, wie die Vögel zueinander stehen. Ein sehr
sicheres Zeichen, dass sie harmonieren, sind synchrone Bewegungen
oder gar Rufe im Duett. (Kraniche, die sich mögen, haben
übrigens einen sehr leisen, richtig zärtlichen Stimmfühlungslaut.
Er wird kaum mal in der Literatur beschrieben, weil ihn kaum mal
jemand zu hören kriegt. Eigentlich klappt das nur mit viel
Glück und Geduld und einem hervorragenden Richtmikrofon.)
Das freilebende
Graukranich-Pärchen auf diesen drei Bildern macht es vor,
wie Harmonie aussieht.
Wenn Kraniche
am Zaun "paradieren", sieht das zwar sehr synchron aus,
ist aber ein deutliches Warnsignal. Möglicherweise ist Ihr
Pärchen dann doch keins, sondern es sind zwei Männchen
. . .
Auch Übersprungshandlungen
(oft scheinbares Gefiederputzen oder Picken nach Körnern)
sind ein wichtiges Signal, eine Art von Verlegenheit und dienen
der Stressminderung. Solche "Putzgesten" kennen wir
ja auch vom Menschen, wenn sich eine Frau plötzlich das Kleid
glatt zieht oder der Mann die Krawatte. Es ist spannungsabbauend
und muss bei der Verpaarung der Kraniche unbedingt beachtet werden.
Denn wenn Spannung abgebaut werden muss, dann muss sie ja zunächst
mal da sein!
Bedenken Sie
bei der Auswahl der Tiere, dass sich ältere Kraniche schwerer
"umpaaren" lassen, als junge.
Bringen Sie letztlich immer das stärkere Tier in das Gehege
des schwächeren, nie umgekehrt. Da meistens das Weibchen
das schwächere Tier ist, bedeutet das, dass i.d.R. das Weibchen
die Anlage schon kennt, wenn das Männchen dazugesetzt wird.
Trotzdem kann
es sofort oder später zu Aggressionen kommen, auf
die der Kranichpfleger achten muss. Der Verfasser hat gute Erfahrungen
mit grossen dichten Büschen gemacht, die mitten im Gehege
stehen: Die Vögel können da drum herum rennen und werden
sich eventuell wieder beruhigen. Zumindest gibt das dem aufmerksamen
Kranichhalter die Möglichkeit, dazwischen zu gehen.
Ausgesprochen schlecht hingegen sind "Fallen", z.B.
solche Büsche direkt an der Gehege-Umzäunung. Hier verfängt
sich das unterlegene Tier evtl. zwischen Busch und Zaun und wird
dann gnadenlos niedergemacht.
Dass Sie nach dem Zusammensetzen das Futter an mindestens zwei
getrennten Stellen reichen, dürfte ja wohl selbstverständlich
sein. (Übrigens: Das "Verstecken" von Futter ist
sowieso eine gute - wenn auch etwas zeitaufwendige - Sache. Es
gehört zum weiten Feld des vielfach geforderten "Behavioural
Enrichment" - übersetzt eigentlich Verhaltens-Bereicherung,
aber besser kann man diesen Terminus vielleicht mit "Bereicherung
des Lebensraums" übersetzen - und wird eigentlich von allen
fortschrittlichen Tierhaltern und Theoretikern gefordert. Sogar
einige Zoologische Gärten haben das mittlerweile gemerkt
und praktizieren es zumindest bei einigen Tierarten. Vermutlich
und hoffentlich wird es in 10 Jahren zum Standardrepertoire einer
artgerechten Tierhaltung gehören.)
Von der
Verpaarung zum Zuchterfolg:
Um einen grösseren Zuchterfolg zu erzielen, werden Kranichküken
in Menschenobhut häufig von den menschlichen Pflegern grossgezogen
(Handaufzucht). Das birgt aber grosse Probleme,
auf die wir weiter unten noch eingehen.
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Nestbau,
Eiablage und Aufzucht:
Wenn es dann wirklich zu Nestbau - bei den meisten Arten ist (bei
der Haltung in Menschenobhut) fast kein Nest vorhanden, oft ist
es nur eine Erdmulde - und Eiablage kommt, dürfen die Tiere
nicht gestört werden: Greifvögel und Krähen haben
Kranichküken zum Fressen gern und können Störungen
nutzen, um die Küken wegzuholen. Wenn sie ungestört
sind, führen Kraniche ihre Jungen aber sehr gut. Sie bleiben
lange mit ihnen zusammen und verteidigen auch die erwachsenen
Jungvögel kraftvoll gegen Feinde. Ein Saruskranich ist z.B.
auch für Menschen dann ein sehr ernst zu nehmender Gegner,
aber auch kleinere Kraniche wissen sich zu wehren.
Die Fütterung
der Jungtiere:
Vor allem bei der Handaufzucht (s.u.), aber auch bei der Naturbrut
in Menschenobhut beginnt nach dem Schlupf der Küken ein schwieriges
Problem: Sie wachsen zu schnell und sie sind nicht hungrig
genug. 'Die Begründung ist für beide Erscheinungen die
gleiche: Das Überangebot an Futter, vielleicht noch
verbunden mit wenig Bewegung, führt zu einer schnellen
Gewichtszunahme, die zu Missbildungen des Bewegungsapparats
(X-Beine) führt. (Verkrüppelte Zehen hingegen haben
meistens andere Gründe: Meistens stimmte die Bruttemperatur
nicht; eventuell liegt es auch an der falschen Einstreu. Es kann
auch eine genetisch bedingte Missbildung sein, aber eher selten.)
Die ständige
Sattheit der kleinen Kraniche ist aber auch der Grund für
eine andere sehr gefährliche Verhaltensweise: Sie nehmen
nicht mehr jeden Bissen, den die Altvögel ihnen vorhalten.
Das ist für die Eltern allerdings nicht nachvollziehbar und
sie können sozusagen die Lust an der Kükenaufzucht verlieren.
Nach Erfahrung des Verfassers ist es gut, wenn die Küken
sich um Futter bemühen müssen. Wenn das Futter
nicht so reichlich und problemlos zur Verfügung steht,
dann rennen die kleinen Kraniche aufgeregt hinter jedem Futterbrocken
her, den ein Altvogel anbietet. Das ist gut für die junge
Muskulatur und verstärkt die Bindung zwischen Alt und Jung.
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Naturbrut
oder Handaufzucht?
Bei den meisten
Kranicharten steht die Auswilderung bisher nicht im Mittelpunkt
der Bemühungen, weshalb die negativen Folgen einer Fehlprägung
der Jungvögel infolge der Handaufzucht bisher von den Züchtern
als nicht so gravierend empfunden werden.
Anders aber beim amerikanischen Schreikranich.
Er wird schon seit Jahrzehnten mit mehr oder weniger grossem Erfolg
in Menschenobhut vermehrt und ausgewildert. Dabei musste man feststellen,
dass selbst die Ammenaufzucht mit freilebenden (!) Kanadakranichen
nicht funktioniert: Die so erbrüteten und aufgezogenen Schreikraniche
verpaarten sich untereinander nicht - der Aufbau einer
freilebenden Schreikranichpopulation mit Hilfe von wildlebenden
Kanadakranichen scheiterte und das Experiment musste eingestellt
werden.
Und
trotzdem gibt es auch heute noch - mehr als 20 Jahre später
- Kranichhalter, die die (unnötige) Handaufzucht für
eine gute Methode halten. Sie sollte wirklich nur ausnahmsweise
praktiziert werden, nämlich wenn die Alttiere ihre Küken
nicht artgemäss führen wollen.
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Kunstbrut
und Handaufzucht:
Die Nachzucht von Kranichen gelingt nicht so oft, weshalb in vielen
Parks und Gärten die Eier künstlich erbrütet werden.
Das ist für einen erfahrenen Vogelpfleger nahezu risikolos,
und die Alttiere machen oft ein Nachgelege, das man den
Vögeln dann zur Aufzucht überlässt.
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Diese
beiden Kronenkraniche sind etwa 10 Monate
alt und mit der Pflegerin sehr vertraut. Wenn
sie in etwa 3 Jahren geschlechtsreif sind,
werden sie vermutlich kaum noch zu bändigen
sein und können sehr aggressiv gegenüber
Menschen werden. Ob sie jemals selbst Junge
ausbrüten und aufziehen werden, ist sehr
zweifelhaft.
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Leider hat
die Sache einen Haken, oder auch zwei. Mindestens. Die Jungvögel
aus dem Nachgelege sind nämlich in der Regel weniger kräftig
und weniger lebensfähig.
Schlimmer
aber ist es, dass die Küken, die aus dem ersten Gelege stammen
und in der Brutmaschine geschlüpft sind, nun ja auch aufgezogen
werden müssen. Das geschieht mit der Hand.
Es gibt kaum
entzückendere Vogelküken, als kleine Kraniche. Das finden
die Pfleger auch. Vor allem die Pflegerinnen sind schnell
begeistert - und vergessen allzu leicht und allzu bereitwillig,
was sie natürlich über die Handaufzucht gelernt haben:
Null Kontakt zwischen Mensch und Jungkranich!
So wachsen
die kleinen Kraniche dann heran - in engem Kontakt zum Pflegepersonal.
Das ist für beide Seiten grossartig und ein wirklich tolles
Erlebnis, wenn der fast erwachsene Vogel immer noch mit den Ersatzeltern
schmust.
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Leider wird
so ein Tier die Menschen zeitlebens für Partner - oder Rivalen!
- halten und sich möglicherweise für seine Artgenossen
gar nicht interessieren. Es wird vermutlich lebenslang ein Verhaltenskrüppel
bleiben, ungeeignet zu weiterer Vermehrung und erst recht ungeeignet
zur Auswilderung, um die Freilandbestände zu stabilisieren.
Erfolgreiche
Handaufzucht:
Im Kapitel über den amerikanischen Schreikranich
schreiben wir schon einiges über die Erfahrungen, die man
mit der Handaufzucht bei dieser Art gemacht hat.
Wir werden diese Problematik aber auch hier noch vertiefen, denn
es ist eine Grundfrage für die erfolgreiche Vermehrung von
Kranichen in Menschenobhut. Dabei ist Erfolg keine Frage der Masse,
sondern entscheidend ist vor allem, dass die Vögel gesund
sind und so verhaltenssicher, dass sie ihrerseits wiederum die
nächste gesunde Kranichgeneration zeitigen können.
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Dieser
Beitrag über die Zucht Kranichen wird noch ergänzt bzw.
fortgesetzt.
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