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Schreikranich-Portrait

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Der Schreikranich -
einer der seltensten Vögel der Welt

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Hier entsteht eine Seite über die seltenen amerikanischen Schreikraniche (Grus americana). Es ist die mit Abstand seltenste Kranichart und weltweit einer der seltensten Vögel überhaupt.

Aber es ist auch die Geschichte eines wichtigen Erfolgs im Kampf gegen das Aussterben einer Tierart: Von nur einem guten Dutzend der schönen Tiere Anfang der 1940er Jahre ist der Bestand durch aufwendige Schutzmassnahmen in Verbindung mit einem gezielten Zuchtmanagement heute wieder auf etwa 600 Vögel angewachsen. Etwa 160 von ihnen leben in Menschenobhut, die freilebenden Schreikraniche verteilen sich auf 3 Teilpopulationen.

Es ist eine fast rein weisse Kranichart, deren schwarze Handschwingen nur im Flug zu sehen sind. Der Kopf zeigt eine schwarze Färbung am Schnabelgrund und wie mehrere Arten der Gattung Grus haben die Vögel ein unbefiedertes rotes Krönchen auf dem Kopf.
Schreikraniche gehören zu den grossen Kranicharten; sie werden etwa 1,50 m gross.

Kraniche.info informiert über das Freileben und die Haltung und Vermehrung (Zucht) der Schreikraniche in Menschenobhut.

Schreikranich

Ursachen für den Bestandsrückgang:
Der amerikanische Schreikranich war wohl niemals wirklich häufig; wahrscheinlich überstieg der Bestand auch in seinen guten Zeiten nicht 10.000 Vögel.
Aber wegen seiner Federn (die in der Damenmode eine Rolle spielten) und als Wildbret und Jagdtrophäe wurden die schönen Vögel vor allem auf dem Zug in die Winterquartiere stark verfolgt. In den Brutgebieten wiederum waren die Gelege hochbedroht, denn Eiersammler zahlten umso mehr Geld für die Eier, je seltener die Vögel wurden.

Die entscheidende Ursache für die fast vollständige Vernichtung der Art aber war die Zerstörung ihrer Lebensräume: Die für den Schreikranich wichtigen Feuchtgebiete mussten der Landwirtschaft weichen, die Jagd nach Öl- und Gasvorkommen und die Grundwasserabsenkung durch den Bau von Kanälen für die Schifffahrt waren weitere Faktoren, die zum grossflächigen Lebenraum-Verlust für die schönen Vögel führten.

Traurige Bestandsentwicklung:
Ursprünglich erstreckte sich das Brutgebiet des Schreikranichs von der kanadischen Provinz Alberta bis zu den Grossen Seen im Norden der USA (Michigan). Ihre Überwinterungsgebiete lagen im Süden der Vereinigten Staaten.
Im Küstenstaat Louisiana ganz im Süden (und möglicherweise auch noch in anderen Gebieten im Südosten der USA) gab es eine ortsfeste Population.
Im 19. Jahrhundert kam es dann durch die oben erwähnten Faktoren zu einem erheblichen Rückgang der Bestandszahlen; vor dem 2. Weltkrieg gab es nur noch weniger als 20 freilebende Schreikraniche, die zu einer Population gehörten, die in Texas überwinterte.
Zur Rettung der grossen Vögel wurde deshalb 1937 endlich ein erstes Schutzgebiet geschaffen, das Aransas National Wildlife Refuge. Dieses wichtige Feuchtgebiet liegt direkt an der texanischen Golfküste (etwa 50 km nordöstlich von der Stadt Corpus Christi) und spielt auch heute noch eine wichtige Rolle für den Schutz des Schreikranichs.

Auch in verschiedenen Zoos wurde ab 1941 versucht, Schreikraniche in Menschenobhut zur Brut zu bringen. 1964 gab es auf der ganzen Welt - freilebend und in Menschenobhut - noch 42 Schreikraniche.

Programm zur Rettung des Schreikranichs:
Es ging um die Rettung der Art in letzter Minute, denn der Wildbestand hatte sich in 20 langen Jahren nicht mehr stabilisieren können. 1966 begann deshalb ein gezieltes Programm zur Vermehrung des Schreikranichs in Menschenobhut am Patuxent Wildlife Research Center, das bis heute die erste Adresse ist, wenn es um Schreikraniche geht. Damals wurden 12 Eier von den letzten Wildvögeln gesammelt und künstlich erbrütet.

Heute hat man wohl nirgends eine so grosse Erfahrung bei der Handaufzucht von Kranichen wie im Patuxent Wildlife Research Center. Noch immer werden viele der Eier, die im PWRC künstlich erbrütet werden, von freilebenden Kranichen gesammelt, deren bedeutendstes Brutvorkommen im kanadischen Wood Buffalo National Park liegt:
Der Schreikranich gehört zu den Kranicharten mit einer im Freiland geringen Reproduktionsrate, denn von den zwei Eiern wird tatsächlich meistens nur ein Jungvogel gross. Es schädigt den Freiland-Bestand deshalb fast gar nicht, wenn eines der beiden Eier entfernt und und von Menschen aufgezogen wird.

Allerdings bekommen die kleinen Kraniche Menschen erst zu sehen, wenn sie schon ziemlich gross sind: Die gesamte Fütterung und Pflege erfolgt sehr aufwendig durch qualifiziertes Personal in Kranichkostümen.
Selbstverständlich werden die kleinen Schreikraniche in Gruppen gehalten und ganz in der Nähe von erwachsenen Tieren, mit denen dadurch frühzeitig eine Kommunikation entstehen kann.

Jedes Jahr werden auf diese Weise im Patuxent WRC mehr als 30 Schreikraniche aufgezogen. Die meisten von ihnen werden in Louisiana ausgewildert, um die dortige ortsfeste Population zu stabilisieren. Die restlichen werden mit Hilfe eines Ultraleicht-Flugzeugs mit der Route ins Winterquartier in Florida vertraut gemacht und verbringen ihr Leben dann als Zugvögel.

Die Erfahrungen mit den amerikanischen Schreikranichen zeigen die Möglichkeiten, die Notwendigkeiten, aber auch die Grenzen einer Vermehrung von Wildtieren in Menschenobhut.

Einiges zumVerhalten der Schreikraniche:
Wie auch unsere deutlich kleineren Graukraniche bleiben die großen weißen Amerikaner in lebenslanger Einzelehe zusammen. Ihre eindrucksvollen Tänze führen sie zu jeder Jahreszeit auf; sie dienen nicht nur der Paarfindung, sondern auch der Bindung, der Festigung der Beziehung zwischen den Partnern.

Amerikanischer Schreikranich

Das Trompeten ähnelt stark dem unserer einheimischen Graukraniche und wird gerne im Duett vorgetragen. Dabei beginnt ein Vogel und der andere fällt sofort ein, so dass es zu einem fast synchronen Doppelruf kommt.

Von den 3 freilebenden Teilpopulationen ist die eine standorttreu, die Kraniche ziehen also nicht in ein Winterquartier. Dabei handelt es sich um eine künstlich angesiedelte Population in Florida; dieses Verhalten entspricht aber durchaus dem ursprünglichen Verhalten der Vögel.

Die anderen beiden Gruppen sind Zugvögel.

Schreikraniche gehören zu den Vogelarten, die die richtige Zugroute in ihr Winterquartier erlernen müssen. Den in Menschenobhut erbrüteten Tieren wird deshalb per Ultraleichtflugzeug der sichere Weg in die Winterquartiere gezeigt. Die Russen machen das mit ihren Mandschurenkranichen übrigens genauso.

Wo kann man Schreikraniche sehen?
Schreikraniche können Sie nirgendwo in Deutschland und noch nicht mal in Europa sehen, der Bestand in Menschenobhut (etwa 160 Exemplare) befindet sich vermutlich ausschliesslich in Amerika.

Die alles entscheidende Rolle spielt das Patuxent WRC (Patuxent Wildlife Research Center) im US-Staat Maryland, etwas südlich von Washington DC. Hier leben fast 50% aller in Menschenobhut gehaltenen Schreikraniche. Diese 74 Tiere bilden 25 Brutpaare.
Der zweitwichtigste Partner im Erhaltungszuchtprogramm ist die International Crane Foundation (ICF) mit ihrem Hauptsitz und Zuchtzentrum in Baraboo (Wisconsin) mit 15 Zuchtpaaren bei insgesamt 34 Schreikranichen.
Das Devonian Wild Conservation Center gehört zum Zoo von Calgary (Provinz Alberta, Kanada); hier leben 18 Tiere (7 Brutpaare), im Zoo von San Antonio (Texas) gibt es 2 Brutpaare (insgesamt 7 Tiere) und im Audubon Center for Research on Endangered Species (Louisiana) leben 9 Schreikraniche, die 2 Brutpaare bilden.

Nur in diesen 5 Einrichtungen werden Schreikraniche aktuell mit mehr oder weniger Erfolg nachgezogen. Ausserdem gibt es noch 8 Einrichtungen, in denen insgesamt 15 Schreikraniche leben, die aber nicht zur Brut schreiten (obwohl es bis auf den Einzelvogel im Sylvan Heights Waterfowl Park alles Paare sind).

Da man dort aber wenigstens Schreikraniche sehen kann, führen wir diese 8 zoologischen Einrichtungen hier namentlich an: Calgary Zoo (Kanada), Homosassa Springs Wildlife State Park (Florida), Lowry Park and Zoo (Tampa, Florida), Jacksonville Zoo (Florida), Milwaukee County Zoo (Wisconsin), National Zoological Park (Washington DC), New Orleans Zoo (Louisiana) und Sylvan Heights Waterfowl Park (Scotland Neck, North Carolina)
(Stand 2012, Quelle: Patuxent WRC)

Ohne die Nachzuchten in Menschenobhut gäbe es wahrscheinlich keine Schreikraniche mehr.

Auch bei der Aufzucht gibt man sich viel Mühe und vermeidet die Fehler, die unverständlicherweise in deutschen Zoos und Vogelparks immer noch gemacht werden:
Um eine Fehlprägung der Kranichküken auf den Menschen zu vermeiden, erfolgen die Pflege und Fütterung der jungen Kraniche mit Hilfe von Kranich-Attrappen: Die Jungen bekommen keinen Kontakt zu den Menschen, niemand schmust rum mit ihnen (denn kleine Kraniche sind ja soooo süss!), niemand bemüht sich darum, sie zahm zu machen, sondern sie sollen zu Vögeln heranwachsen, die in der Lage sind, sich selbst zu versorgen, vor Feinden zu schützen, die selbst in artgerechter Weise ihre Partner suchen und irgendwann auch wieder selbst in freier Wildbahn brüten.

Trotz des vorbildlichen und erfolgreichen Managements des kleinen Schreikranich-Bestands gibt es natürlich jede Menge Probleme: Zusammenstöße mit Starkstromleitungen und Windrädern sind ein wichtiger Grund für die Verluste, Abschüsse durch Wilderer ein weiterer. Durchschnittlich werden jedes Jahr 3 Schreikraniche von Wilderern geschossen!

Die Amerikaner meinen es allerdings ernst mit dem Schutz ihres "2. Nationalvogels": Im Frühjahr 2013 wurde ein Wilderer zu einer Strafe bzw. Wiedergutmachung von 85.000 Dollar verurteilt, weil er einen Schreikranich getötet hatte. Ein ziemlich hartes Urteil? Nein, bestenfalls ein angemessenes: Etwa 85.000 Dollar entspricht den Kosten der Aufzucht und Auswilderung eines Vogels.


Dieser Beitrag über Schreikraniche wird noch ergänzt bzw. fortgesetzt.


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