Etwa 2/3 aller
freilebenden Mandschurenkraniche besiedeln den äussersten
Nordosten Chinas und die angrenzenden Regionen im Südosten
Russlands. Diese Vögel sind Zugvögel, die den Winter
in den Küstenregionen des Gelben Meeres verbringen. Einige
hundert von ihnen überwintern in der entmilitarisierten Zone
zwischen Nord- und Südkorea.
Die kleinere
Population ist eine ortstreue, nicht ziehende Population im Norden
der japanischen Hauptinsel Hokkaido. Hier werden die Kraniche
sehr gut versorgt und geschützt - Mandschurenkraniche spielen
bis heute eine grosse Rolle in der japanischen Mythologie. Sie
gelten als Symbole für Treue, ein langes Leben und den Frieden.
Wir schreiben darüber noch ausführlich an anderer Stelle.
Haltung
in Menschenobhut:
Mandschurenkraniche werden ausserhalb ihrer Heimat mittlerweile
in mehreren zoologischen Einrichtungen gehalten und pflanzen sich
in Menschenobhut auch recht gut fort.
Mandschurenkraniche
können Sie z.B. im Vogelpark
Marlow in Mecklenburg-Vorpommern, im Zoo Rostock, bei Hagenbeck
in Hamburg, im Tierpark Berlin, im Vogelpark
in Walsrode und vielen anderen Einrichtungen sehen.
Der Zoo Rotterdam
(Niederlande) ist der Koordinator für die Erhaltungszucht
des Mandschurenkranichs.
Insgesamt
wird die Art in etwa 30 Tierhaltungen in Deutschland gezeigt
und in vielen Fällen auch gezüchtet. Auch gibt es eine Reihe von
Privathaltern, deren Tiere oftmals leider nicht im Rahmen der
Erhaltungszucht erfasst sind.
Leider wird
bei der Zucht der Tiere immer noch sehr stark auf Quantität
geachtet und zu wenig auf eine naturgemässe Aufzucht: Um
möglichst viele kleine Mandschurenkraniche sicher nachzuzüchten,
wird oft zum Mittel der Handaufzucht gegriffen. Das funktioniert
bei allen Kranichen sehr gut und zuverlässig.
Leider werden
die kleinen Kraniche dadurch häufig auf ihre menschlichen
Ersatzmütter geprägt und entwickeln nicht das natürliche
Verhaltensrepertoire. Aus der Sicht des Artenschutzes sind solche
Verhaltenskrüppel sehr zweifelhaft, um nicht zu sagen wertlos:
Sie sehen den Menschen lebenslang als Partner, der angebalzt wird
oder als Rivalen, der angegriffen wird.
In den zoologischen
Einrichtungen erkennen Sie diese verhaltensgestörten Mandschurenkraniche
an ihrer unnatürlichen Zahmheit, mit der sie auf die Anwesenheit
von Menschen reagieren. Sie kommen an den Zaun des Geheges und
paradieren mit eng auf den Hals gedrückten Schnabel - eine
Geste unterdrückter Aggressivität.
Tatsächlich ist diese scheinbare Zahmheit allerdings eher
zu verstehen als Mangel an natürlicher Fluchtbereitschaft
und Distanz zu den Menschen. Diese verhaltensgestörten Vögel
sehen in den Menschen Artgenossen, vor denen sie keine Angst haben
müssen. Der Kranich droht diesen "Artgenossen",
wenn sie ihm zu nahe kommen und er wird sie heftig attackieren,
wenn sie die Reviergrenze (den Zaun) überschreiten.
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